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PODCAST #19

Bernhard Kowatsch

Jedi-Ritter gegen den Hunger in der Welt

Geburtsort

Judenburg in der Steiermark, Österreich

Geburtstag

1982

Anfänge

Mit einem Klick Kinder glücklich machen

Heute

Top-Accelerator gegen Hungersnöte
„Kein Kind sollte hungrig zu Bett gehen. Das ist möglich. Es ist möglich, das zu verändern“

Bernhard Kowatsch im MyGrandStory Podcast

Bernhard Kowatschs GrandStory

Bernhard Kowatsch liefert Essen in die ganze Welt. Genauer gesagt: er liefert grandiose Ideen und die Hightech, damit überall in der Welt Essen zu den Menschen kommt, die Essen brauchen, um zu überleben. Im Jemen, in den von Dürre heimgesuchten Ländern Ostafrikas, in Überschwemmungsgebieten genauso wie in Kriegsregionen wie die Ukraine.

Sein Chef und Auftraggeber ist die WFP, das World Food Programme, die Welternährungshilfe der Vereinten Nationen. Unter ihrem Dach gründete Bernhard 2015 die Abteilung Innovation Accelerator und leitet seitdem das 75köpfige Team, das gezielt Startups und Nonprofit-Organisationen sucht, prüft, auswählt und die Gründer dabei unterstützt, dass möglichst viele Menschen von diesen Ideen profitieren.

Das Ziel ist so beeindruckend, wie ambitioniert: Zero Hunger, 2030 soll es keinen Hunger mehr auf der Welt geben. Ob er schon als Kind die Welt retten wollte? „Ich glaube… nein… “ erzählt der Österreicher im MyGrandstory-Podcast „was mich aber schon immer interessiert hat, ist Impact, bei allem was ich tue, ist mir das am Wichtigsten“.

Wer ist Bernhard Kowatsch?

Bernhard Kowatsch ist Gründer und Leiter des Innovation Accelerators beim WPF, dem World Food Programme der UN. Seit seinem Start 2015 sitzt das Kreativbüro in München und wurde bereits 2017 vom namhaften New Yorker Technologie-Magazin Fast Company als eines der 10 innovativsten Unternehmen des Jahres ausgezeichnet.

Bernhards erste Aufgabe beim WFP war zunächst, in Rom eine interne Unternehmensberatung aufzubauen, um die Organisation effizienter zu machen. Geholt hatte man ihn von der Boston Consulting Group in Wien, wo er als Projektleiter vor allem für die Global Tech-, und Nahrungsmittelindustrie zuständig war.

Er studierte Betriebswirtschaft und internationales Management an der Wirtschaftsuniversität Wien und der renommierten HEC Paris. Sein eigenes, mehrfach ausgezeichnetes Projekt in Sachen Kampf gegen den Welthunger ist die Spenden-App „Share The Meal“, die er 2014, gemeinsam mit seinem Kollegen Sebastian Stricker an den Start brachte. Damit war der Ansatz und das Konzept für den Innovation Accelerator der UN geboren.

Bernhard ist verheiratet und lebt in München.

Auf dem Weg zur GrandStory

Manchmal ist es nur eine kleine Notiz, die eine ganze Woge an Erkenntnis auslöst. Bei Bernhard Kowatsch lautete die Notiz: „Es braucht nur 70 Cent, um ein Kind in einem Krisengebiet einen Tag lang zu ernähren“. Das war 2014, er war interner Berater des Welternährungsprogramm der UN und er hatte eine Idee, nahm sich ein Jahr Auszeit und entwickelte mit seinem Kollegen Sebastian Stricker die App „Share the Meal“.

Der Gedanke: Wer von den 70 Cent weiß, wird motiviert sein zu helfen. Die App beruht komplett auf den Möglichkeiten der vernetzten Welt. Auf „Share The Meal“ kann man in drei Schritten spenden, unkompliziert und schnell, dabei wird transparent gezeigt, wo und für welches Kind die Hilfe eingesetzt wird. Bei Google, Apple und Amazon wurde die App prominent beworben, hat einige interessante Preise gewonnen (SXSW Interactive innovation award 2016, MWC Glomo award, etc.) und kommt 2022 auf Tausende aktive Nutzer, vor allem, und das war ein wichtiges Ziel: junge Menschen. Bis heute konnten über 150 Millionen Mahlzeiten über die App verteilt werden. „Es funktioniert! Wir sind effektiv! Wenn wir uns diese Erfolge vor Augen halten, motiviert mich das jeden Tag neu.“ sagt Bernhard Kowatsch.

Was als Innovationsprojekt der UN gestartet ist, wurde zum Showcase für das Potential des Innovation Accelerator, die Ideenschmiede, die Kowatsch anschließend beim World Food Programme gründen durfte.  „Es gibt 828 Millionen Menschen auf dem Planeten, die Hunger leiden“, sagt Kowatsch „und ich bin überzeugt, dass Innovation und Technologie so viel Gutes in der Welt bewirken können und wir dieser großen Herausforderung Hunger in der Welt erfolgreich begegnen können“

Seitdem sichtete er mit seinem 75köpfigen Team aus aller Welt – wovon die meisten in den Ländern arbeiten, in denen die Projekte laufen – an die 8000 Ideen und wählte daraus die ca. 100 vielversprechendsten Startups oder Projekte, die vor Ort für drei bis sechs Monate begleitet werden – monetär zwischen 50.000 und 100.000 Dollar. Das sei Risikokapital, ja, aber es gehe auch um Unterstützungsstruktur, vor allem -kultur. Das hat im vergangenen Jahr 9 Millionen Menschen erreicht. „Voraussetzung für alle Projekte ist das Ziel „Zero Hunger“, erklärt Kowatsch weiter, „und das ist ein breites Feld.“ Was die Arbeit so spannend und wirkungsvoll mache.

Denn es geht bei der Hilfe nicht nur darum akute Hungersnöte zu beheben, ausgelöst durch Missernten, Naturkatastrophen oder Kriege, die Wahrheit hinter dem Hunger in der Welt ist: 90 % der 690 Millionen Menschen, die nicht genug zu essen haben, leiden an chronischem Hunger, der nicht durch eine Katastrophe ausgelöst wurde. Sondern Auswirkungen der Klimakrise sind, durch jahrzehntelange Bodenausbeutung, oder Misswirtschaft durch z.B. die Fleischindustrie entstanden sind. Es geht beim Innovation Accelerator also vor allem auch um längerfristige, nachhaltige Ideen, von Saving Lives zu Changing Lives.

Eine der Hilfe-zur-Selbsthilfe-Ideen ist H2Grow, übrigens entwickelt von einem Geflüchteten, der lange Zeit in einem Camp leben mußte. Das Problem: In vielen Gegenden der Welt ist der Anbau von frischer, nährstoff- und vitaminreicher Nahrung aufgrund von Wassermangel schwierig bis unmöglich. Die Lösung: Durch die Hydrokultur H2Grow können Menschen Gemüse oder auch Futter für Tiere lokal produzieren und benötigen dafür nur zehn Prozent der Menge an Wasser wie herkömmlich angebautes Gemüse. Außerdem sind keine Vorkenntnisse aus dem Agrarbereich nötig. Ein Projekt, das in der algerischen Sahara gestartet, und bereits in 21 Ländern ausgerollt wurde.

Ein anderes Projektbeispiel, das auf digitale Innovation setzt, ist Building Blocks. Es basiert auf dem Blockchain-Netzwerk, der Technologie für dezentrale Transaktionen. In diesem Fall soll sie die Zusammenarbeit zwischen allen Hilfsorganisationen erleichtern, wenn Geld sicher an Hilfebedürftige transferiert wird. Diese können dann zum Beispiel via Augen-Scan in bestimmten Lebensmittelmärkten und anderen Einrichtungen einkaufen. Keine komplizierte Bargeldauszahlung oder Gutscheinvergabe, keine Bank, kein Zwischenhändler, keine Gebühren – und das gesparte Geld fließt direkt wieder in die Weiterbildung des Projekts.

Hilfe für Kleinbauern, Lieferung von Medikamenten, Mutter-Kind Ernährungsprogramme, Amphibienfahrzeuge für Überschwemmungsgebiete, Gründung von Schulen, Ausbau der digitalen Bildung der Jugend in Krisenländern… smarte Ideen, die so vielen Menschen hilft zu überleben.

Und was können wir tun, Bernhard Kowatsch, um die Ernährungskrise zu bekämpfen? Zum Beispiel auf unseren Fleischkonsum achten, schlägt er vor, ein Drittel des Getreides weltweit wird als Viehnahrung benützt, wenn der Tierbestand reduziert wird, kommt das Korn der menschlichen Ernährung zugute. Und: den eigenen Foodwaste beenden, in Deutschland wird zwischen 30 und 40% des Essens weggeworfen. Was in Anbetracht des Welthungers unverzeihlich ist.

Das macht Bernhard Kowatsch zu einer GrandStory

Er klagt nicht an, er provoziert nicht, er muß keine dramatischen Szenen heraufbeschwören – wenn Bernhard Kowatsch über seine Arbeit beim World Food Programme der UN spricht, bleibt er einfach konkret.

Es geht um Zahlen, Skalierung und Rentabilität, um Blockchain, KI und Pitch-Events, ähnlich wie auch bei Heba Aguib, einer weiteren Protagonistin unserer GrandStories. Es geht um Millionen… Menschen, die hungern und Hilfe brauchen. Und genau an diesem Punkt spürt man auch seine große soziale Ambition, perfekt verknüpft mit einer Art sportlichen Ehrgeiz, als wolle er zeigen „Hey Leute, der Sprint ist lang, die Hürden hoch, und es gibt ein paar wirklich geniale Ideen, wie wir das bewältigen können. Und zwar gemeinsam.“

Er ist, wie man heute sagt, ein Social Entrepreneur, der mit ausgeprägter Startup-Mentalität seinen Beitrag für einen positiven Wandel der Welt leistet. Er braucht diesen Impact. Und wir seine Zuversicht.

Text: Andrea Ketterer

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