Suche
Close this search box.
Suche
Close this search box.
PODCAST #12

Karim Habib

Chefdesigner automobiler Ikonen

Geburtsort

Beirut, Libanon

Geburtstag

13.08.1970

Anfänge

Heimatsuchender Kriegsflüchtling

Heute

Head of Design KIA und ehemals Chefdesigner BMW
„Es macht einen wirklich stolz, wenn deine Ideen, deine Leidenschaft, deine Vision es tatsächlich bis hin zur Wirklichkeit geschafft haben.“

Karim Habib im MyGrandStory Podcast

Karim Habibs GrandStory

Manchmal ist große Kunst auch gleichzeitig Therapie für die Seele. Für Karim Antoine Habib ist der Ursprung seiner Design-Leidenschaft nicht bloß der Faszination für Formgebung entsprungen, sondern sie ist vielmehr ein Refugium, um Normalität in das eigene Leben einkehren zu lassen und sich eine selbstbestimmte Welt erschaffen zu können, ohne immer und immer wieder Spielball schicksalhafter Kriege und Revolutionen zu sein.

Der in Beirut geborene Karim musste aufgrund des Bürgerkriegs 1976 mit seiner Familie den Libanon verlassen. Eigentlich waren nur zwei Wochen angedacht – so der Plan –, bis sich die Situation wieder beruhigt, erzählt er im MyGrandStory-Podcast. Doch der Bürgerkrieg sollte 15 Jahre andauern und ungefähr ein Viertel der libanesischen Bevölkerung zu rastlosen Flüchtlingen machen. So auch Karim und seine Familie.

Die weiteren Stationen lesen sich wie eine einzige Odyssee: Von Jordanien geht es in den Iran, um dort von der iranischen Revolution der Ayatollahs überrascht und über Nacht die Zelte wieder abbrechen zu müssen. Nach Stationen in der französischen Champagne und im griechischen Athen kommt die Familie Habib endlich in Montreal, im französischsprachigen Teil Kanadas, zur Ruhe und wird dort sesshaft.

Für den polyglotten Karim, der vier Sprachen fließend spricht, war diese Irrfahrt nicht nur eine einzigartige Möglichkeit Fremdsprachen wie ein Schwamm aufzusaugen, sondern eine harte, wenngleich einzigartige Schule, um Kulturen und deren Vielschichtigkeit aus nächster Nähe kennenzulernen, sich der Wandelbarkeit des Lebens bewusst zu werden und für sich zu begreifen, dass im stetigen Neuanfang die essentielle Basis fortwährender Entwicklung liegt.

Und so verwundert es nicht, dass es der menschliche, gesellschaftliche und kulturelle Wandel ist, der sich in Karims Designverständnis widerspiegelt und ihn zu einer der prägendsten Designikonen unserer Zeit werden ließ.

Seine Formgebung bestimmt auch heute – Jahre nach seinem Weggang als Head of Design von BMW – die Fahrzeuge des Münchner Premium-Herstellers und lässt die Marke des südkoreanischen Herstellers KIA, für die Karim heute das Design federführend entwirft, in eine verheißungsvolle Zukunft blicken.

Wer ist Karim Habib?

Karim Antoine Habib ist ein in Beirut geborener und in Montreal aufgewachsener Autodesigner, der als Executive Vice President und Head of Design für die Gestaltung der Kia-Modelle und Weiterentwicklung des Markendesigns des südkoreanischen Herstellers zuständig ist.

Durch seine langjährige Erfahrung in der Entwicklung von Fahrzeugen für Luxusmarken unterstützt Karim den südkoreanischen Hersteller dabei die Lücke zum Wettbewerb zu schließen.

Zuvor war der 1970 geborene Karim als Designchef von Infiniti für Konzeptfahrzeuge der Premium-Marke von Nissan verantwortlich und war fünf Jahre lang Chefdesigner bei BMW.

Karim studierte Maschinenbau an der McGill University in Montreal sowie Transportation Design am Art Center College of Design in Pasadena, Kalifornien und spricht fließend Deutsch, Englisch, Französisch, und Italienisch. Er lebt mit seiner Frau und seinen zwei Töchtern in Seoul, der Hauptstadt Südkoreas.

Was macht Karim Habib außergewöhnlich?

Karim Habib hat über einen Zeitraum von 17 Jahren einige der prägendsten und erfolgreichsten Modelle des in Bayern beheimateten Fahrzeugbauers BMW entworfen und der Marke mit einer einzigartigen Silhouette und Formgebung dazu verholfen, neue Marktsegmente zu erschließen.

Portrait des BMW-Chefdesigner Karim Habib

Hierunter fallen der BMW X6, der mit der Kategorie des Sport Activity Coupé neue Käufersegmente auftat, oder das überragende BMW CS Concept, das zwar nicht in Serienreife ging, jedoch für das nächste Jahrzehnt als Maßstab für die Formensprache der 7er-Reihe, des 5er Gran Turismo oder der 6er-Reihe diente.  

Anfang des Jahres 2021 hat Karim als Head of Design bei KIA mit einem Paukenschlag das neue Logo des südkoreanischen Herstellers vorgestellt. Es zeigt statt des bekannten ovalen Logos nur noch die drei Buchstaben in einer eingängigen und symmetrischen Anordnung.

Nur den wirklichen Designtreibern wird zugestanden, traditionelle Markenkerne aufzubrechen und nicht über einen „Soft Relaunch“ Farben, Formen und Typographie marginal zu verändern, sondern from the scratch ganze Unternehmensidentitäten neu zu erfinden.

Karim Habib erläutert die Hintergründe des Rebranding von Kia

Karim will helfen, Kia als Treiber der E-Mobilität zu etablieren, einer Marke, die der Zukunft zuversichtlich entgegenblickt. Wir können gespannt sein, was Karim in nächster Zeit an neuen Modellen vorstellen wird.

Warum hat Karim Habib eine GrandStory?

Im Krieg sind Zivilisten gezwungen, sich einen Weg in den Frieden zu bahnen und einen Neuanfang an einem anderen Ort zu versuchen. Flucht ist somit immer auch ein erzwungener Neuanfang, wenn man wie ein Spielball über die Kontinente gejagt wird.

Für Karim ist dieser erzwungene Neuanfang ein Dauerzustand, den er schon von Kindesbeinen an immer und immer wieder in einer nicht enden wollenden Endlosschleife erfährt. Im Alter von 6 Jahren flüchtet Karim als jüngstes von drei Geschwistern mit seinen Eltern aus dem vom Bürgerkrieg zerrütteten Libanon, um im benachbarten Jordanien temporär Zuflucht zu suchen, bis sich, so der ursprüngliche Plan, die Kriegswogen wieder glätten.

Doch die rivalisierenden Gruppierungen im Libanon lassen das Land nicht zur Ruhe kommen und so wird die Familie Habib von Jordanien in den Iran ziehen, um dort – nach etwas weniger als zwei Jahren – von der Revolution der Ayatollahs heimgesucht zu werden.

Also wieder Flucht, alles wieder auf Anfang. Dieses Mal in Frankreich, wo Karim ein Internat in der Provinz besucht. Nach einem Jahr geht es weiter nach Griechenland, um dann schlussendlich 8.000 Kilometer weiter westwärts im kanadischen Montreal sesshaft zu werden.

Endlich angekommen, endlich zu Hause, entdeckt Karim in der pulsierenden kanadischen Metropole seine Leidenschaft für Design. Nicht nur, weil ihm Formgebung und das Gestalterische begeistert, sondern weil das Design ihm einen Zufluchtsort bietet, ein Refugium, in dem er eine eigene, selbst erschaffene Welt erdenken und erbauen kann, die er sich von keinem Krieg nehmen lassen muss.

Design wird für Karim zum Antidot seiner Flucht. Seine schier beispiellose Profession und seine filigrane Handwerkskunst lassen ihn zum obersten Designchef von BMW werden, wohl einem der prestigeträchtigsten Positionen seiner Zunft.

Nach 17 Jahren bei BMW sucht Karim bei Kia jedoch neue Ufer auf, um nicht behäbig zu werden und neue Eindrücke zu gewinnen. Kurz, um einen Neuanfang zu starten. Diesmal aus eigen Stücken und als Ventil der kreativen Erneuerung.

Weiterführende Artikel zu Karim Habib

Wikipedia
BMW: Im Portrait – Veränderung als Konstante
Montecristo Magazine: Auto art
Sueddeutsche Zeitung: BMW CS Concept – Der Chef fährt selbst
Kia Pressemitteilung: Kia appoints Senior Vice President and Head of Kia Design Center
Designagentur Blackspace: Neues Corporate Design für Kia, 2021

Andreas Schleicher

Mister PISA
PODCAST #29

Rayan Abdullah

Kalligrafie-Meister für Marken
PODCAST #28

Diana Gajic

Personalerin mit Adaptionsquotient
PODCAST #27