Cihan Sügür im MyGrandStory Podcast
Cihan Sügürs GrandStory
Es war eigentlich nur ein kleiner Rat seines Vaters, aber er beschreibt das Leben Cihan Sügürs sehr genau: „Geh immer zügig und gerade – nur nicht schlendern.“ Diesen Tipp erhielt Cihan Sügür im Alter von 19 Jahren, als er völlig unerwartet in eine Welt auszog, für die er eigentlich nicht vorgesehen war. Eigentlich…: Denn wer wie Cihan in den 2000er Jahren in der Dortmunder Nordstadt zur Welt aufwächst, einem klassischen Arbeiterviertel mit hohem Migrationshintergrund, denkt nicht unbedingt an Ziele wie Studium, Karriere oder Aufstieg.
„Studieren? Dieser Gedanke war sehr weit weg, geradezu abstrakt“, erzählt im MyGrandStory-Podcast der Mann, der bis zum Jahr 2022 federführend für die digitale Transformation der Porsche AG war.
Vom Kind türkischer Gastarbeiter zum Top-Manager, der heute bei der Porsche-Tochter MHP als Head of Corporate Developement & Strategy die Weichen für die Zukunft stellt; Das ist definitiv eine GrandStory. Dass Glück dabei eine Rolle gespielt hat, bestreitet Cihan Sügür gar nicht. Dennoch: Ausschlaggebend für seinen Erfolg war vielmehr der Arbeitsethos seiner Eltern, der ihn und seine drei Geschwister enorm prägte: „Mein Vater war Schweißer, meine Mutter arbeitete am Fließband – sie haben wortwörtlich malocht und sich nie etwas zu Schulden kommen lassen“, erzählt Cihan: „Das hat mich stark beeinflusst, denn ich bin heute genauso. Wie eine Ameise: wenn ich etwas sehe, schaffe ich es weg.“ Seine adaptierte Arbeitsmoral machte ihn zu einem Tausendsassa, der heute die digitale Transformationen auf höchster Ebene vorantreibt, gleichzeitig junge Menschen coacht und sich mit seiner passionierten Art politisch und gesellschaftlich engagiert – und das mit Anfang 30.
Doch irgendwie scheint sein Werdegang vorbestimmt gewesen zu sein: „Schon als Kind war ich sehr selbstständig und musste meinen Eltern bei organisatorischen Aufgaben helfen. Ich war sozusagen der Routerbeauftragter, der sich um Dinge wie das Internet kümmern musste.“ Vom Routerbeauftragten zum digitalen Transformationsarchitekten: Ja, Agilität und Cihan – das passt wunderbar zusammen. Seine Herkunft spielte dabei eine enorme Rolle, sagt Cihan im MyGrandStory-Podcast: „Die langen Reisen mit dem Auto in die Türkei erschienen mir damals als Kind furchtbar. Rückblickend waren sie jedoch ein Segen“, denn das Verständnis für die kulturelle und religiöse Vielfalt seiner Heimat und Familie, die Wertschätzung einer anderen Welt und deren Geschichte, gaben und geben dem Ehemann, Vater und gläubigen Moslem eine besondere Kraft – und schärfen auch heute seinen Blick fürs Wesentliche: „Diese kulturelle Vielfalt ist eine Stärke. Ich bin sehr froh, mit meiner Vielfalt jonglieren zu können.“
Seine Familie und Lehrer glaubten immer an ihn, ähnlich wie bei Diana Gajic, einer weiteren GrandStory. Ob es letztlich Zufall, Schicksal oder höhere Fügung war, dass Cihan Sügür nach Abschlüssen an Realschule und Berufskolleg einen Tipp für ein duales Studium bei IBM in Stuttgart erhielt, werden wir wohl nie erfahren. Das Ergebnis hingegen war eindeutig: „Ich habe Dokumente eingeschickt, Gespräche geführt, eine Einladung bekommen und wurde am Ende genommen“, erzählt Cihan – und scheint von dieser Erinnerung immer noch überwältigt zu sein. Mit einem One-Way-Ticket nach Stuttgart zog er mit 19 Jahren aus, absolvierte sein Wirtschaftsinformatik-Studium und ging bei IBM parallel seine ersten Schritte Richtung Eigenverantwortung. Mit der Aufnahme an die renommierte WHU – Otto Beisheim School of Management, war der Durchbruch des Gastarbeiter-Kindes aus dem Dortmunder Problemviertel besiegelt.
Auf die Frage, ob er sich auf seinem Weg zum Erfolg an diskriminierende Erlebnisse erinnere, verschlägt es Cihan zurück in seine Kindheit: „Als meine Eltern eine größere Wohnung für uns suchten, hieß es immer: Die Türken wohnen in dieser Gegend – und da kommen sie auch nicht mehr raus. Das war damals völlig selbstverständlich.“ Cihan jedoch ist rausgekommen – und wie.
Als Jugendlicher transformierte er den Arbeitsethos seiner Eltern, als Erwachsener transformiert er Weltkonzerne. „Aufstieg durch Bildung ist in Deutschland möglich – und Leistung bringt Erfolg“, sagt Cihan Sügür – auch wenn man wie er einige Extrameilen gehen muss. „Ich bin dankbar und privilegiert, da ich dank Eltern und Deutschland immer einen doppelten Boden und drei Netze im Leben hatte. So konnte ich aus meinen Chancen mehr machen.“
Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und das Wissen um Vielfalt sind essentielle Bausteine, um die Herausforderungen der digitalen Transformation selbstbewusst anzugehen. Cihan Sügür beweist mit seiner GrandStory, dass er den Wandel wie kaum ein Zweiter verkörpert.
Weiterführende Artikel zu Cihan Sügür:
- CIO: Wechsel zur IT-Tochtergesellschaft der Porsche AG
- Computerwoche: Auszeichnung zum CIO Young Talent Award
- CIO: Aufstieg zum Digital Manager
- Rheinische Post: Was machst Du an Weihnachten?