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PODCAST #28

Rayan Abdullah

Kalligrafie-Meister für Marken

Geburtsort

Mosul, Irak

Geburtstag

1957

Anfänge

Welteroberer

Heute

Philosophien sichtbar machen
„Man muss revolutionär sein, um auf dieser Welt etwas zu verändern“

Rayan Abdullah im MyGrandStory Podcast

Rayan Abdullahs GrandStory

Rayan Abdullah kreiert eine erstaunliche Verbindung zwischen Orient und Okzident. Er ist Meister der arabischen Kalligrafie, eine hohe Kunstform in der islamischen Welt seit dem 10. Jahrhundert. Zugleich namhafter Experte für Corporate Identity und Corporate Design sowie Gestalter hochmoderner, international verständlicher Typografien und Piktogramme. Eine Bilderzeichenschrift, die zum Beispiel ein Rauchverbot, den Notausgang, einen Ort mit WLAN-Verbindung anzeigt, wie wir sie von Flughäfen und Bahnhöfen kennen.

Die eine Kunst muss ganz ohne Bilder auskommen, die andere ist Bild gewordene Information. Die eine fordert fließende Proportionen, die andere Strenge und Klarheit.

Dabei verwirrt ihn das Spiel dieser gegensätzlichen Welten keineswegs. Dafür ist er viel zu neugierig. Diese und viele andere so unterschiedliche Philosophien, Gesellschaften und deren Erzählungen führten ihn näher und näher zum Kernthema seines Lebens und seiner Designarbeit: „Wir müssen uns mit der eigenen Identität beschäftigen,“ erklärt er im MyGrandStory-Podcast „bevor wir die Welt verstehen können.“

Und in seiner Welt geht es dann im nächsten Schritt darum, diese Identität(en) visuell zu übersetzen. Sie sichtbar machen, besondere Merkmale herausarbeiten, sich klar positionieren, kurzum, eine Marke schaffen. Diesen Ansatz verfolgt auch Toan Nguyen, eine weitere GrandStory in unserer Reihe.

„Das gilt übrigens auch für Menschen, jeder und jede ist seine und ihre eigene Marke!“, sagt Rayan. Corporate Identity, das Signalwort unserer Zeit, beschäftigt ihn bereits seit Jahrzehnten. „Eine unglaublich wichtige Form der Kommunikation“, sagt er, „sie funktioniert nur, wenn sie ehrlich ist und echt, und das ist so wertvoll in unserer Zeit!“

Warum er überzeugt ist, dass Typografie Frieden schaffen kann, wie Geduld zu seinem erfolgreichsten Charakterzug wurde und was ihn die Wüste für seine Ästhetik gelehrt hat, das erzählt Rayan Abdullah intensiv und unterhaltsam im Podcast von MyGrandStory.

Wer ist Rayan Abdullah?

Rayan Abdullah ist seit 2001 Professor für Typografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Im gleichen Jahr gründete er seine eigene Agentur „Markenbau“, mit der er sich zu einem der führenden Experten für Corporate Identity und Corporate Design in Deutschland etabliert hat.

Und schon immer sei er ein Vertreter der Philosophie „Bildung als Export“ gewesen, sagt der agile Netzwerker, „Ich glaube, das tut der Welt sehr gut!“. So wurde er 2005 zum Gründungsdekan der deutschen Universität in Kairo (GUC).

2016 rief er ein Projekt ins Leben, die Akademie für transkulturellen Austausch, bei dem Geflüchtete ein in ihrer Heimat begonnenes Design- oder Kunststudium in Leipzig fortsetzen können.

Geboren wurde Rayan 1957 in Mossul, eine – damals noch – multiethnische und multireligiöse Stadt am Tigris im Norden Iraks. Er war erst 6 Jahre alt, als ihn sein Vater zu einem Kalligraphen in die Lehre schickt, in der Schule wird die Geografie zu seiner Leidenschaft, später macht er eine Ausbildung zum Feinmechaniker. „Aber ich wollte immer die Welt erobern, auch wenn ich damals noch nicht wusste, was das eigentlich heißt.“

Mit Anfang zwanzig verläßt Rayan die Heimat Irak und findet nach einem Zwischenstopp in Rumänien, in Deutschland eine neue. Und beginnt sein Studium an der Hochschule für Künste in Berlin. Erst Kulturpädagogik, dann visuelle Kommunikation, 1989 das Diplom und anschließend den Abschluss als Meisterschuüler.

Bis 2001 lehrt er beim Lette Verein in Berlin Schriftgestaltung. Er arbeitet für etliche Agenturen, für etliche große Unternehmen (u.a. DB und Volkswagen) und gibt über die Jahre eine Reihe von Publikationen heraus über, selbstredend: Piktogramme, arabische Schriften und Corporate Identity.

Die launigste Geschichte seiner Vita: er hat 1997 dem deutschen Bundesadler ein Redesign verliehen. Nachdem er mindestens zwei gravierende Fehler in dessen Darstellung entdeckt hatte, bekam er im Rahmen seiner Arbeit bei der Firma MetaDesign in Berlin offiziell den Auftrag dafür.

Jetzt hat der Vogel Augen und seine Krallen stehen richtig herum. Was die Entdeckung der Welt so alles bewirkt…

Text: Andrea Ketterer

Foto: Jörg Lange, Leipzig

Weiterführende Artikel zu Rayan Abdullah

Wikipedia: Profil
Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig: Profil
Mediathek ARD: Glaubwürdig
FAZ (Paywall): Die hohe Kunst der Integration
Deutschlandfunk: Designer zwischen Orient und Okzident

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