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Katja Urbatsch

Chancengleichheit schaffen

Geburtsort

Erwitte, Deutschland

Geburtstag

1979

Anfänge

Nichtakademikerkind aus der deutschen Provinz

Heute

Gründerin und Geschäftsführerin der gemeinnützigen Organisation ArbeiterKind.de; Trägerin des Bundesverdienstkreuzes
„Die soziale Herkunft darf nicht mehr über den Bildungsweg eines Menschen entscheiden.“

Katja Urbatschs GrandStory

Katja Urbatsch, die selbst als erste in ihrer Familie einen Hochschulabschluss erwarb, war zu Beginn ihres Studiums stark herausgefordert und hatte kein akademisches Netzwerk, auf das sie sich hätte stützen können. Als sie immer weiter im Studium voranschritt und es erfolgreich beendete, stellte sie sich die Frage, was sie tun könne, damit Menschen mit dem gleichen nichtakademischen Hintergrund den Studienstart einfacher, angenehmer und letztendlich erfolgreicher meistern können, als es ihr gelungen ist.

Denn in Deutschland kann die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind Hochschulbildung erfährt, anhand seines familiären Hintergrunds bestimmt werden. Während 83 Prozent aller Schüler mit Eltern aus dem akademischen Milieu die Universität besuchen, gehen nur 23 Prozent mit nichtstudierten Eltern diesen Weg.

Aus einer kleinen Idee wurde ein großes Projekt. Anfänglich wollte Katja lediglich auf einer Website Tipps für einen erfolgreichen Studienstart für Kinder „der ersten Generation“ veröffentlichen. Die Resonanz binnen kürzester Zeit war jedoch so überwältigend, dass sie gemeinsam mit ihrem Partner und ihrem Bruder ein Netzwerk aus der Taufe hob, das ein Mentoringprogramm für Studienwillige aus bildungszugangsfernen Schichten anbietet. Heute hat ArbeiterKind.de mehr als 6.000 ehrenamtliche Mentoren und ist an 80 Standorten deutschlandweit vertreten. Katjas Idee hat den Nerv unserer Zeit getroffen und bietet eine Möglichkeit, strukturelle Barrieren der Chancengleichheit zu überwinden.

Wer ist Katja Urbatsch?

Katja Urbatsch ist Gründerin und Geschäftsführerin der gemeinnützigen Organisation ArbeiterKind.de und wurde 1979 in Ostwestfalen geboren. Sie studierte Nordamerikastudien, Betriebswirtschaftslehre und Kommunikationswissenschaft an der Freien Universität Berlin sowie als Stipendiatin an der Boston University.

Nach ihrem Hochschulabschluss war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Justus-Liebig-Universität Gießen tätig und gründete im Jahr 2008, zunächst auf ehrenamtlicher Basis, ArbeiterKind.de.

Was macht Katja Urbatsch außergewöhnlich?

Anfänglich wollte sie lediglich ihre Studienerfahrung in einem Blog veröffentlichen und so ein Erste-Hilfe-Kit für Jugendliche schaffen, denen es im Studium genauso ergangen war wie ihr. Doch kaum hatte sie ihre Idee veröffentlicht, rannten ihr Interessenten – Studierende und Mentoren – sprichwörtlich die Bude ein. Mit bundesweit mehr als 6.000 Ehrenamtlichen in 80 lokalen Gruppen ermutigt ArbeiterKind.de seit über zehn Jahren Schülerinnen und Schüler aus nicht-akademischen Familien zum Studium und begleitet sie als Studierende der ersten Generation.

Für ihre Arbeit und ihr Engagement für Studentinnen und Studenten erhielt Katja Urbatsch im Oktober 2018 das Bundesverdienstkreuz am Bande. Zudem wurde ArbeiterKind.de als Organisation mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Deutschen Engagementpreis und der Aufnahme von Katja Urbatsch in das internationale Netzwerk Ashoka Fellows.

Warum hat Katja Urbatsch eine GrandStory?

Katja Urbatsch war die erste Person in ihrer Familie, die einen Universitätsabschluss erworben hat. Obwohl ihre Eltern und Freunde sie immer bei ihren Plänen unterstützten, eine Universität zu besuchen, fehlten ihr praktisches Know-how sowie das nötige Netzwerk, um der Komplexität im studentischen Alltag gerecht zu werden. Fragen, wie eine wissenschaftliche Arbeit zu verfassen ist oder die Möglichkeiten eines Stipendiums standen im Raum, ohne dass Katja auf ein belastbares Netzwerk zugreifen konnte, um diese zu beantworten. In puncto Arbeiterkind weist sie somit viele Parallelen mit Wolfgang Wernsdorfer und Vera Schneevoigt auf, die ebenfalls eine GrandStory haben.

Sie studierte an der FU Berlin, schloss ihr Studium ab, bekam ein Stipendium an der Boston University und wurde im Anschluss wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Gießen. Nach ihrem Abschluss sammelte sie all ihre Erfahrungen und half Studierenden mit ähnlichem Background, sich leichter an einer Universität zurechtzufinden und die bereits vorhandenen Bildungschancen entsprechend auszuschöpfen.

Sie entwickelte ein Curriculum zur Prüfungsvorbereitung und zum wissenschaftlichen Arbeiten und trieb die systematische Unterstützung Studierender voran, die aus bildungsfernen Schichten diesen großen Schritt wagten. Das große Leitmotiv des von Katja Urbatsch gegründeten Netzwerks Arbeiterkind.de ist, dass die soziale Herkunft nicht über den Bildungsweg eines Menschen entscheiden darf. Mit großer Leidenschaft und viel Elan trägt sie dazu bei, dass minderprivilegierte Menschen bestmögliche Bildungschancen in der Bundesrepublik Deutschland erhalten, ganz praktisch und ohne bürokratische Beißhemmung. Meistens sind es die kleinen, die guten Ideen, die große Wirkung entfalten und Schule machen. Katja Urbatschs Idee hat Schule gemacht. Und ist bereit fürs Studium.

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