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PODCAST #18

Ronja von Wurmb-Seibel

Reporterin der Zuversicht

Geburtsort

Eichenau, Deutschland

Geburtstag

1986

Anfänge

Auf den Spuren von Ronja Räubertochter

Heute

Die Journalistin, die unsere Sicht auf die Welt entzerrt
„Wir Menschen brauchen eine Vision, die positiv ist, an der wir uns orientieren können und nicht aufgeben, optimistisch zu sein“

Ronja von Wurmb-Seibel im MyGrandStory Podcast

Ronja von Wurmb-Seibels GrandStory

Ihre Arbeit ist auf das Morgen konzentriert. Ihr Ziel ist Inspiration, ihr Fokus: Lösungen bieten. Ihre Rolle: Vermittlerin. Ein Job mit Menschenverstand und voller Optimismus. Und genau das hat Ronja von Wurmb-Seibel, politische Journalistin, Auslandsreporterin, ausgezeichnete Buchautorin und Dokumentarfilmerin.

Eine, die ihrer Zunft alle Ehre macht, weil sie sich selbst in keinem Fall wichtiger erachtet, als das Berichten der Wahrheit. Und die Wahrheit beschreibt sich eben nicht durch eine Flut von extra-exotischen, überwiegend negativen, gewaltvollen Meldungen, denen wir durch Social Media und Push-Nachrichten stündlich, Tag für Tag ausgesetzt sind. Eben nicht durch die Endlosschleife Krisen, Corona, Krieg, die uns das Gefühl vermittelt, dass dies die einzige Realität sei: Die Welt ist schlecht und wird immer schlimmer. Was uns am Ende einsam und hoffnungslos zurücklässt.

„Wir brauchen Journalismus, der konstruktiv ist, Geschichten, die uns Mut machen“, sagt Ronja von Wurmb-Seibel eindringlich im MyGrandStory-Podcast „sie können Sinn und Gemeinschaft stiften.“ Sie hätten entscheidenden Einfluss darauf, ob wir Angst vor der Zukunft haben oder uns auf sie freuen. Eine Erfahrung, eine tiefe Erkenntnis, die sie in Afghanistan gemacht hat, als sie dort knapp zwei Jahre lang lebte und Reportagen über Land und Menschen schrieb.

Die Wirkkraft einer lösungsorientierten Berichterstattung ist das eine, wie wir grundsätzlich mit Informationen gesünder umgehen, was wir gegen das Gefühl der Ohnmacht tun können und für mehr Zuversicht, das ist das andere und das alles hat sie in ihrem neuen, hoch gelobten Buch „Wie wir die Welt sehen“ mit großer Überzeugungskraft und (natürlich!) vielen Lösungsansätzen manifestiert.

Wer ist Ronja von Wurmb-Seibel?

Ronja von Wurmb-Seibel, 1986 geboren, studierte Politikwissenschaften in München. Sie arbeitete als Redakteurin im Politik-Ressort der Zeit, ehe sie 2013, als 27-Jährige – und damals einzige deutsche Journalistin – für knapp zwei Jahre nach Kabul zog. Von dort aus schrieb sie die wöchentliche Kolumne »Ortszeit Kabul« für die Zeit, den Blog „Kabul, 2014“ für Zeit Online, sowie Reportagen für diverse Magazine. Zusammen mit ihrem Partner Niklas Schenck produzierte sie für den NDR verschiedene Dokumentarfilme über das Leben in Afghanistan (z.B. „True Warriors“).

Ihre Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet. Ihr aktuelles Buch „Wie wir die Welt sehen. Was negative Nachrichten mit unserem Denken machen und wie wir uns davon befreien“ ist im Kösel Verlag (2022) erschienen.

Ronja von Wurmb-Seibel lebt in der Nähe von München.

Auf dem Weg zur GrandStory

Als sie 2013 die Entscheidung getroffen hatte, nach Afghanistan zu gehen, um dort zu leben und von dort zu berichten, war ihr klar, dass ihre Familie und Freunde verzweifeln werden – ob der akuten Lebensgefahr, in die sie sich selbst brachte und ihrem Willen es dennoch durchzusetzen.

Sie schließt eine Versicherung ab, die im Entführungsfall eine halbe Million Euro frei macht, sie zieht in Kabul in eine internationale WG, sie lernt Dari, sie hält sich strikt an Warnungen der Einheimischen, wenn sie das Haus nicht verlassen soll, sie schickt der Familie regelmäßig Bilder aus Kabul, die schön sind, fröhlich sogar, friedlich und vertrauensvoll.

Denn auch das ist es, was Ronja von Wurmb-Seibel hier erlebt und lernen will: die anderen wahren Geschichten, ein neues Narrativ, weit weg von den Stereotypen, die sich in die deutsche (in die westliche) Berichterstattung über Krisenländer wie Afghanistan eingebrannt hat, und verfolgt damit einen ähnlichen Ansatz wie Karim El-Gawhary, einem weiteren Protagonisten unserer GrandStories.

Sie schwärmt von der Schönheit dieses Landes („das Schönste in dem ich je war…“), vom Humor der Menschen, von der Kraft ihrer Erzählungen, von den vielen jungen, aktiven Menschen, die sich in Friedensgruppen zusammenschließen, die eine klare Vorstellung davon haben, in welcher Gesellschaft sie leben, was sie verändern wollen. „Ich hatte eine sehr gute Zeit in Afghanistan,“ erzählt sie im MyGrandStory-Podcast, „und natürlich war sie auch unglaublich schwer. Das Schwierigste war für mich die Ohnmacht, die die dramatischen Geschichten, die ich erzählt bekam, in mir auslösten – weil es so klar war, dass ich nichts machen kann, um die Lage zu verbessern. Ich konnte nur zuhören. Zeugin einer Lebensgeschichte sein.“

Das habe sie als Autorin selbst derart mitgenommen, so verängstigt, so beschämt und gehemmt zurückgelassen – dass sie sich fragte, ob es den Leser:innen nicht genauso ginge?

Das war der Wendepunkt ihrer journalistischen Arbeit. „Ich möchte Probleme und Missstände beschreiben, damit wir sie überhaupt kennenlernen, ja,“ erklärt Ronja „aber ich möchte an dem Punkt nicht aufhören! Bevor ich also nicht weiß und beschreiben kann, wie man dem Problem beikommen kann, ist meine Geschichte, meine Arbeit noch nicht zu Ende.“ Und es gäbe für jede Geschichte einen Twist mit Hoffnungsschimmer, auch und ganz besonders, wenn es um Kriege geht.

Lasst uns bewusst das Gute suchen!, fordert Ronja von Wurmb-Seibel. (Lösungsorientierte) Geschichten prägen unser Leben viel mehr als wir ahnen. Ihr Inhalt und die Art, wie sie erzählt werden, beeinflussen wen wir wählen, wofür wir unser Geld ausgeben, wie wir Menschen begegnen, wem wir vertrauen, wie wir Kinder erziehen. Ob wir an unsere Zukunft glauben, wie wir sie – gemeinsam – gestalten.

Das macht Ronja von Wurmb-Seibel zu einer GrandStory

Sie ist eher zurückhaltend, als laut. Eher fragil, als bodenständig. Und uneingeschränkt bestimmt, wenn sie darüber spricht, was die Flut an Bad News aus aller Welt mit uns macht und wie wir klug damit umgehen können.

Ihre Forderung nach konstruktivem Journalismus, eine Berichterstattung, die neben der puren Meldung auch bewusst den Blick auf Lösungsansätze richtet, hat ihr schon viel Kritik eingebracht. Das sei Aktionismus oder Schönfärberei, wir müssten lernen, uns mit der Realität abzufinden.

Aber sie wäre nicht Ronja von Wurmb-Seibel, wenn sie nicht in ganzer Ruhe parieren könnte: dass die aktuelle Negativberichterstattung weder handwerklich wertvoll, noch lehrreich und schon gar nicht menschlich sei. Journalist*innen hätten die Aufgabe Informationen einzuordnen, Geschichten zu finden, die unterschiedliche Perspektiven auf die Welt beschreiben, die eine Orientierung liefern und ermutigen.

Die Wahrnehmung schärfen, nicht abstumpfen. Ronja ist eine begnadete Geschichtenerzählerin. Mit ihren Reportagen lehrt sie ihre Leser:innen zu akzeptieren, dass die Welt so ist, wie sie ist und während sie so ist, einen Weg zu finden, der sie anders, sicherer, gerechter und schöner macht. Das letzte Kapitel ihres aktuellen Buches heißt: Nur Mut!

Text: Andrea Ketterer

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